Seit einigen Tagen heißt die neue Europäische Wunderwaffe zur Verzögerung des weiterhin im Endergebnis absolut sicheren EUR-Kollapses „Stärkung der EFSF-Feuerkraft" per Versicherungslösung, bei der die offiziell 780 Mrd EUR an EFSF-Eigenmitteln (also Steuerzahlergeld v.a. aus Michelland) über eine „Versicherung“ in ihrer Wirkung vervielfacht werden. Einzelheiten seien den Lesern hier erspart – denn vieles im Kleingedruckten der EUR-"Rettungen" ist streng vertraulich und wird ggf. nur von fünf :no: handverlesenen deutschen MdBs in geheimen Sitzungen des weithin unbekannten und doch seit wenigen Tagen realen neunköpfigen Unterausschusses des 41-köpfigen Haushaltsausschusses des 628-köpfigen Deutschen Bundestages abgenickt. Zu diesen absurd wenigen MdBs mit demokratisch nicht kontrollierter Entscheidungskompetenz über Billionen EUR an deutschem Steuergeld -und übrigens sehr illustren Lebensläufen von der Kindergärtnerin zur Sozialpädagogin bis hin zum Skilehrer- gesellen sich im Unterausschuss natürlich wie immer noch die "inoffizellen Mitarbeiter" jeder Couleur, die damit jederzeit über gewinnbringendes Insiderwissen aus erster Hand verfügen. >:XX Vor allem aber werden einige der o.g. Details auch erst die kreativen Nachtstunden des am kommenden Wochenende tagenden EU-Gipfels hervorbringen, in denen regelmäßig die noch am wenigsten besoffenen und übernächtigten Politkasper von den Beraterscharen ihrer kommandierenden Weltregierung die einerseits demokratiefeindlichen und verfassungswidrigen jeweils gerade angesagten „End-Lösungen“ der Euro-Frage diktiert bekommen; welche aber andererseits doch PR-technisch so durchdacht und komplex sind, dass 99% der Michels die direkt gegen sie und ihre Kinder gerichteten Lösungen nicht mehr hinterfragen (können) und natürlich auch nicht sollen. Die zunächst von den EUliten angedachte Hebel-Konstruktion des EFSF über eine klassische Banklizenz bzw. die Erlaubnis für den EFSF, sich als Bank direkt bei der EZB zu refinanzieren und –ganz im Sinne des fractional banking– in den Billionenbereich zu hebeln, wurde wohl vor allem deshalb zugunsten der nun gefundenen Versicherungslösung verworfen (vorerst – warten wir das kommende Wochenende oder spätestens dann den ESM ab 2012 ab!), weil sonst nicht nur 1%, sondern vielleicht gefährlich hohe 10% der Michels den Wahnsinn dieser gehebelten und natürlich illegalen direkten Staatenfinanzierung über die EZB verstanden hätten. Bei der Versicherungslösung erhofft man sich durch die komplexere Konstruktion weniger Widerstand.

Trotz allem ist die Versicherungslösung schon heute soweit absehbar, dass man ihre Schwachstellen beschreiben kann. Der Ökonom Willem Buiter hat dies bereits getan in einem langen und zwar mangels genauer Marktdaten leicht spekulativen – aber letztlich realistischen Artikel: „The Math Behind The €2 Trillion EFSF Reveals A ‚Pea Shooter‘ Not A ‚Bazooka‘“.

Vorab sei zur Beruhigung der Kritiker von "parteiischen amerikanischen" Autoren gleich betont: Ja, das ist zwar in der Tat einmal mehr absichtsvolle angelsächsische Kampfpresse gegen den EUR; und der ehemalige geldpolitische Vorstand der Bank of England und jetzige Citigroup-Chefvolkswirt Buiter will natürlich nicht den deutschen Euroskeptikern das Wort reden, sondern er will -ganz im Gegenteil- endlich die ultimative Fiskal-/ Transferunion in EURO-Land durchgesetzt sehen zugunsten der von ihm vertretenen angelsächsischen Banken und zugunsten auch des noch viel kränkeren Dollars, denn der totale Transfer-Euro soll den Dollar keinesfalls überleben können. Trotzdem macht das seine Argumente gegen den Wahnsinn der Hebelung des EFSF nicht weniger valide! Diese sind alle mehr oder weniger wahr und darum lesenswert, auch wenn der Artikel länglich ist. Offiziell will Buiter in erster Linie aufzeigen, dass die jetzt angedachte Hebelung via „first loss“-Versicherung [:!:] „nur“ etwa 700 Mrd EUR erbringen kann – nicht etwa Beträge im Bereich 2-3 Bio EUR, die (nur bis ca. 2013/14!) aber für umfassende Bailouts aller PIGS erforderlich wären (mit Frankreich als Bailout-Empfängerland sogar 5 Bio EUR). Die unausgesprochene Forderung und Folgerung von Buiter ist jedoch die „grand solution“ – also die Fiskalunion. In der Folgerung daher abzulehnen – dennoch lesen. Ich habe ein paar Highlights aus dem Artikel auf deutsch zusammengefasst und ergänzt:

- Bereits geleistete Commitments des EFSF (POR, IRL und je nach Interpretation auch GR I) verringern die zur Verfügung stehende (ungehebelte) EFSF-Summe von 780 Mrd auf ca. 726 Mrd EUR.

- Bereits heute sicher absehbar zu leistende Bailouts von ITA und SPA verringern sie weiter auf dann nur noch 494 Mrd EUR, denn es wäre natürlich absurd, wenn diese Länder als Versicherer ihrer eigenen Schuld auftreten würden [meine Rede seit 2 Jahren].

- Verschiedene bereits eingegangene weitere Commitments des EFSF für den EFSM und für GR II verringern die Summe weiter auf gut 310 Mrd EUR.

- NOCH weitere bislang inoffizielle Commitments direkt an Banken (und eben nicht mehr wie immer behauptet Staaten!) würden die Summe bereits auf ca. 250 Mrd EUR schrumpfen lassen und …

- … falls auch Frankreich tatsächlich vom Garanten / Versicherer zum Empfängerland wechseln würde [was ohne ständige Marktpflege französischer Bondkurse heute bereits fällig wäre - die französischen CDS zeigen es seit einigen Wochen klar an], schrumpfte die Summe auf unter 100 Mrd EUR.

- Buiter geht aber „konservativ“ von 310 Mrd EUR als noch nicht durch bereits eingegangene Verpflichtungen des EFSF belegter Basissumme der geplanten Versicherung aus.

- Buiter geht davon aus, dass die von der EU aktuell favorisierte „Lösung“ mit dem EFSF als Versicherer nur die Neuemissionen („flow“) einiger PIGS bis zB 2013/14 (wenn dann wundersamerweise plötzlich alles besser wird und der EFSF und der ESM dann abgewickelt werden können?!) abdecken muss - und nicht auch noch die Altbestände („stock“) an ausstehenden Anleihen der betroffenen Länder.

- Warum – erklärt er nicht. Letztlich ist die Unterscheidung zwischen sog. „Primärmarkt“ (in dem gemäß EUlitenplan nur der EFSF kaufen bzw. versichern soll) und „Sekundärmarkt“ (wo dann auch die EZB planwirtschaftliche „Marktpflege“ betreiben darf) auch künstlich, weil der Sekundärmarkt der Altbonds natürlich die Neuemissionspreise immer mit beeinflusst - ebenso wie umgekehrt. Aber sei es drum – es geht ja bloß um einen Unterschied von vielleicht 2-3 Billionen (nur SPA + ITA) bzw. um 4 Billionen (inklusive Frankreich) – und das sind ohnehin Summen, die gemäß Buiter die EFSF-Hebelung über die Versicherungskonstruktion nicht erbringen könnte.

- Dies nicht einmal, wenn man noch –wie seit einigen Tagen nun auch offiziell die Politiker– einen Rangrücktritt unterstellt; wenn also der EFSF völlig konträr zur bisherigen Garantiekonstruktion nicht als „taker of last loss“, sondern als „insurer & taker of first loss“ auftritt! „Taker of first loss” bedeutet aber eine gewaltige Erhöhung des Risikos bzw. genauer des "Risiko-Erwartungswerts" für den EFSF bzw. für den deutschen Steuerzahler: Der EFSF garantierte dann künftig faktisch nachrangige Anleihen der PIGS und auch von faktisch insolventen Banken, bei denen der Total-Verlust schon vom Moment der Versicherungs-Garantiezusage zu fast 100% sicher ist! Man kann dies mit einer klassischen Sachversicherung mit Selbstbehalt vergleichen, die jedoch nicht die ersten zB 20% eines Schadens via SB beim Versicherungsnehmer belässt, sondern genau diese ersten 20% (beim EFSF vermutlich bald mehr) bei der Versicherung ablädt. XX( Die Moral Hazard Folgen liegen auf der Hand - kein Versicherer mit Verstand würde je auf eine solche "first loss"-Idee kommen! Genau diese absurd riskoerhöhende Entwicklung hatte ich aber dennoch schon ganz zu Beginn der PIGS-Krise vor 1,5 Jahren in geradezu machiavellisch-bösartiger und doch realistisch-weitsichtiger Haltung und unter großem Protest einiger Leser Politclaqueure prognostiziert – noch bevor der EFSF überhaupt im BT beschlossen wurde. Es sage also kein MdB, er sei nicht rechtzeitig gewarnt gewesen – die Blogüberschrift hieß schon damals am 6.5.2010 nicht ohne Grund „Warnung an MdBs“ ! Zitat daraus:

„=> Mit anderen Worten: Der Bundestag wird morgen einen Blankoscheck ausstellen und gar nicht wissen, wie viele Mrd. er freigibt [dies wohl auch noch in Form GLEICH- oder gar NACHrangiger Kredite - einer VÖLLIG unüblichen Rangfolge bei derartigen Not-Rettungen, wie jeder Private Equity Verhandler im ersten Monat seiner Ausbildung lernt]! ... D könnte eines Tages als einziges Land noch zu einer ReFi unter 5% in der Lage sein und so dann für 100% der Bailout-Summen (für GR und SPA und ITA usw.) zuständig sein. Rückzahlbar sind die Kredite erst ZUGLEICH mit -oder gar NACH- allen anderen griechischen Anleiheschulden- also aller Voraussicht nach niemals oder nur durch (erneut aus deutschen Taschen bezahlten) NEUEN Kreditgeschenken. Alles 'legalisiert' durch die Volkszertreter im Bundestag...
=> Ein Riesenskandal - aber EUropäische Realität. Und natürlich auch korrupte Realität der abgehobenen Berliner Raumschiffbesatzung namens Regierung bzw. Parlament. Ich halte die Wette, dass der IWF im Gegensatz zu D wie immer nur ERSTrangige Kredite ausreichen wird."

- Buiter erläutert dann weiter in seinem Artikel, dass seiner Meinung nach die voraussichtlich am Wochenende von der EU beschlossene Versicherungslösung mit 20% „first loss“ insurance nicht ausreichen wird für eine problemadäquate Hebelung der o.g. wahren EFSF-Steuer-Kapital-Basis (in Höhe von höchstens 310 Mrd EUR) in den Billionenbereich, weil die möglichen Kapitalgeber und Versicherungsnehmer bei Kreditvergaben an alle PIGS zzgl. Frankreich schon heute mit Haircuts weit über 20% werden rechnen müssten. Selbst eine 20%-Versicherung garantierte also keineswegs den geplanten 5-fachen Hebel, der immerhin 1,5 Billionen EUR erbrächte. Buiter geht von Haircuts zwischen 50 und 60% zum Zeitpunkt der (in 3-4 Jahren trotz EFSF und ESM unumgänglichen) Staateninsolvenzen aus. Damit aber würden die potenziellen Kreditgeber entweder eine 50%ige Versicherungslösung explizit fordern oder andernfalls die EFSF-Mittel nur um etwa den Faktor 2 hebeln und so die 50% selbst im Falle einer offiziellen 20%igen Besicherung implizit herbeiführen!

- Mit den daraus errechneten gehebelten 2 x 310 = 620 Mrd EUR aber käme die EU nicht sehr weit. Schon ein neuer und bereits sicherer EFSF-Fall Italien wäre kaum bis 2013/14 abdeckbar. Alleine deshalb schon ist das Dementi einer EFSF-Haftungs-Erhöhung, das das Bundesfinanzministerium vor wenigen Stunden (PM des BMF via Reuters) herausgeben musste, schlichtweg unglaubwürdig. Warum sollte es beim Track Record der Lügner im Schäuble-Ministerium diesmal anders sein als in all den vielen Monaten seit Beginn der Euro-Krise?

An dieser Stelle endet dann der Artikel von Buiter, wobei der Autor zwar offiziell die Folgerung zieht, dass diese Versicherungslösung „dead on arrival“ und ein „pea shooter“ (Erbsenkanone) statt einer „bazooka“ (Panzerfaust) sei – also mangels Feuerkraft von Beginn an zum Scheitern verurteilt. Inoffiziell stellt dieser Vertreter des angelsächsischen Weltbankenkartells aber natürlich eine andere (und in diesem Fall unausgesprochene) Wertung an. Sie heißt – ebenso wie bei allen Weltregierern von Joschka Fischer über Schäuble und Steinbrück bis zu Ambrose Evans-Pritchard derzeit: „Schafft endlich unwiderruflich die EU-Fiskalunion und den totalen Transfer-Euro“ [Anm. PB: selbstredend einzig und allein auf Deutschlands Kosten und mit einer spätestens 2015 erreichten Obergrenze von vielleicht 5-8 Billionen EUR.] Der oben analysierte Buiter-Artikel enthält beste Argumente, denen man nicht widersprechen kann. Trotzdem machen wir uns aber natürlich keineswegs die implizite Folgerung nach der Selbstaufgabe und Totalverarmung Deutschlands in wenigen Jahren zu eigen.

Der Euro und die EU mögen fallen. So fallen sie denn. Ihre Rettung ist nicht den Preis der irreversiblen Aufgabe der Demokratie, des Rechtsstaats und der ökonomischen Restsubstanz Deutschlands wert!

In diesem Sinne weise ich alle Leser auf gleich vier unabhängige und Wahrheits- bzw. Lösungs-suchende Veranstaltungen rund um Euro und Wahres Geld hin:

1. und 2.: Für Schnellentschlosse die beiden heutigen DEG-Diskurse in München (meine Leitung) und Essen (Leitung Walter Hachmann)
3.: Für tiefgründig Interessierte aber zugleich politisch inkorrekt (= wahr) Denkende die Podiumsdiskussion der PdV „Rettet Europa – Raus aus dem Euro“ in München am 24.11. mit Ralf Flierl, Oliver Janich und Peter Boehringer http://www.pdv-bayern.de/muenchen-podiumsdiskussion-zur-eurokrise
4.: Für akademisch Interessierte mit ebenfalls politisch inkorrektem und Österreichischem Einschlag die Veranstaltung „Auslaufmodell Euro – Lösungswege für Europa“ im Adlon Berlin am 2.12. mit den Professores Hankel, Hamer, Kerber, Polleit sowie MdB Schäffler und Dirk Müller. Pdf mit Details anfordern über info@wordstatt.de oder über einschlägige Anzeigen – zB im kommenden Smart Investor.

Apropos Smart Investor: In der in wenigen Tagen erscheinenden SI-Ausgabe 11-2011 stelle ich in einem Überblicksbeitrag „Es sind doch bloß Garantien…“ die bislang bekannten 10 (!) Töpfe à jeweils mindestens 150 Mrd EUR (!) vor, aus denen heraus gut verschleiert über kaskadisch greifende und damit am Ende fatale Garantiekonstruktionen das absurde Fehlkonstrukt des Euros inzwischen heimlich alimentiert werden muss, um dessen sofortiges Ableben zu verhindern. In Summe existiert bereits heute eine schon beschlossene oder absehbare „Feuerkraft“ aller Rettungstöpfe i.H.v. über 5-8 Billionen Euro! Diese garantiert und in wenigen Jahren nach dem Bruch aller Garantiekaskaden sehr real zahlbar zu über 80% durch ein dann sicher bankrottes Deutschland - auch wenn die Politik diesen Sachverhalt ständig mehr oder weniger lautstark dementiert. Die Märkte EUliten wollen die juristisch-finanztechnisch wasserdichte grenzenlose Euro-Transferunion. Und es sieht so aus, dass sie sie bekommen. Noch Fragen? Vielleicht diese: Wann endet der Alptraum? Nachsatz an grünsozialistische Weltregierer: Eine Abschaffung oder Unterdrückung der Marktlogik löst kein Problem! Weder in Form eines planwirtschaftlichen Verbots von CDS auf Länderschulden noch in Form einer Gründung einer weiteren politischen Ratingagentur nach Verbot aller "gegnerischen" Agenturen noch in Form eines Goldverbots oder noch stärkerer Goldpreismanipulation… Wer Barometer des Wahnsinns zerstört und manipuliert, heilt keine Krankheit, sondern verschlimmert sie nur.